Typische Andersdenker

Detlef P. ist 45 Jahre alt. Er ist arbeitslos und lebt bei seinen Eltern. Detlef hat große Probleme in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Er sehnt sich nach einer Beziehung, aber seine sozialen Probleme und seine sensorische Überreizbarkeit machen ihm das immer wieder unmöglich. In seiner Freizeit beschäftigt er sich ausgiebig mit IT-gestützten Verschlüsselungsverfahren. Beruflich kann er das leider nicht nutzen, seine Besonderheiten störten nach und nach jeden Arbeitgeber. Insgesamt 14 Mal wurde er gekündigt. Es wurde ihm zwar gesagt, dass er fachlich ausgezeichnet sei, seine Persönlichkeit aber im Team Probleme verursache. Irgendwann kam dann ein Zusammenbruch. Schließlich die Diagnose Autismus, zusätzlich wurde ADHS und eine Hochbegabung festgestellt.

Matthias R. ist 38 Jahre alt. Er ist arbeitslos und bezieht ALG II. Er hatte bereits 25 Jobs als Kellner, Koch, Fahrer, Lagerarbeiter usw. Lange Zeit litt er unter Depressionen und war zutiefst frustriert. Matthias R. spricht sieben Sprachen und beherrscht sechs Programmiersprachen. Er hat die Diagnose ADHS, kombiniert mit Dyskalkulie.

Die aufgeführten zwei Beispiele sind leider oft typische Karrieren von Andersdenkern. Durch ihr Anderssein im Denken, Wahrnehmen und sozialer Interaktion und Kommunikation gelten sie sehr oft als eigenbrötlerische Außenseiter.

Nicht selten sitzen irgendwo in einem großen Unternehmen unbeachtet Mitarbeiter, die das Zeug dazu haben, Andersdenker zu sein. Entscheidend ist dabei, diese Mitarbeiter zu erkennen.

Was also zeichnet Andersdenker aus?

sehen Dinge, bevor es sie gibt (lebendige Vorstellungskraft)
erkennen strukturelle, systembedingte Probleme (durch Beobachtung oder Zuhören)
sind Freidenker, die ihre Unabhängigkeit lieben
besitzen Durchhaltevermögen, auch wenn sie vorher mehrmals gescheitert sind
denken in Chancen und Möglichkeiten
informieren sich breit und detailliert
gönnen sich Auszeiten, in denen sie einfach nichts tun
entwickeln sich inhaltlich und persönlich permanent weiter
können gut mit sich selbst alleine sein
stellen gerne unbequeme Fragen
sind empathisch und haben ein Bauchgefühl
haben den Drang, sich auszudrücken (Zeichnen, Musizieren, Schreiben)
finden ein Gleichgewicht aus Denken und Handeln
suchen nach dem Kern der Dinge, nach dem Sinn
stellen sich selbst in Frage
suchen Abwechslung durch Reisen oder Besuche von Theatern und Museen usw.
probieren gerne etwas aus, experimentieren
schreiben Ideen / Anregungen usw. für Ideen auf
kennen keine Tabus